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12 Spieler, 2 Betreuer, der Chef und ich ...


Kategorie: Bewerbe
Datum: 27.07.2006

Bewerbe

… machen sich Ende Mai auf nach Lëtzebuerg um die Festung im Tal der Pétrusse (Petrustal) zu stürmen.

Die Mannschaft und ihre Betreuer reisen bereits am Dienstag früh morgens ab um die rund 10stündige Fahrt nach Luxemburg zum Nationencup in Angriff zu nehmen. Ich selbst komme Freitag Abend nach: Ankunft am Flughafen um 22 Uhr, wo ich gleich mit ein paar Fremdsprachen konfrontiert werde. Nein, nicht mit Lëtzebuergesch (das ist übrigens ein moselfränkischer Dialekt) oder Französisch - neben Deutsch die Amtssprachen Luxemburgs - sondern mit einer herzlichen Tiroler Begrüßung von Wex, der sich als Chauffeur zur Verfügung gestellt hat, und seinem bayrischen Navigationssystem, das uns eindringlich ("links obirga, hob i gsogt") den Weg ins Quartier weist. Das Wetter ähnelt dem in Österreich, sprich es ist saukalt und regnerisch. Auch wenn ich telefonisch darauf vorbereitet wurde, kann ich es kaum glauben als am nächsten Tag in der Früh das Thermometer -1 Grad anzeigt. Kein Scherz: 2.Juni und ein Minus auf der Anzeige! Ich ziehe also so ziemlich alles an was ich mit habe und fahre mit der Mannschaft zum Platz. Wobei ich einen großen Vorteil gegenüber den Spielern habe: Es ist nämlich egal, dass ich aussehe wie ein Michelin-Manderl und ich mich kaum mehr bewegen kann. Wie "die 12" das mit normalen Dressen überlebt haben, ist mir bis heute ein Rätsel. Die Anlage liegt nämlich noch dazu - nomen es omen - in einem Tal, in das die Sonne erst sehr spät kommt. An heißen, schwülen Sommertagen gewiss von Vorteil, gereicht dieser Umstand bei dieser Wetterlage zum deutlichen Nachteil. Und wenn ich von einem Tal spreche, dann im wahrsten Sinne des Wortes: Die Felswand, die die Anlage auf der einen Seite direkt begrenzt, ragt gute 50 Meter steil nach oben. Und oben, also Luftlinie cirka 50 Meter, Anmarsch trotzdem gute 10 Minuten (ich), 15 bis 20 Minuten (Nationalteam), liegt das Zentrum von Luxemburg. Wobei ich zugeben muss, dass ich vor dem Studium des Reiseführers völlig naiv von einer flachen Landschaft ausgegangen bin. Aber auch nach der Lektüre kann man sich diese Schroffheit mitten in der Stadt kaum vorstellen. (Oben hat es übrigens um gut 5 Grad mehr als unten).

12 Spieler

Aber wieder zurück zur Anlage. Diese liegt wunderschön und aufwändig gepflegt, begrenzt von einer alten Festung unterhalb des Passerelle-Viadukts, einem der 100 Brücken Luxemburgs, im Petrustal. Sie ist sehr weitläufig und großzügig angelegt, allerdings nur bedingt einsehbar. Die Zuseher bekommen von außen zwar viel, aber bei weitem nicht alles mit. Das Privileg meiner Fotografenschleife hat mir aber alle virtuellen Türen und Tore geöffnet, so dass ich immer live dabei sein konnte. Diese Schleife gibt gleich einen ersten Eindruck von der perfekten Organisation dieser Veranstaltung. Es gab für die Fotografen sogar eine eigene Schleifenfarbe um sie von den Betreuern unterscheiden zu können. Ich weiß zwar nicht, was ich mit meiner Schleife im Gegensatz zu den Betreuern nicht hätte tun dürfen (gejubelt, getröstet, Bälle transportiert, Schatten gemacht,… habe ich trotzdem), aber vielleicht war die überschaubare Anzahl an Nichtspielern am Platz der Grund für das großzügige Verhalten.

12 Spieler

Überhaupt war die Organisation vorbildlich. Genügend Zelte und Sitzmöglichkeiten, ein übersichtlicher Infostand und die Einhaltung des Zeitplans sind als Beispiele zu nennen. Die Leute sind äußerst freundlich und angenehmerweise sprechen nahezu alle - zumindest ein bisschen - auch Deutsch ("Wir sprechen jede Menge Sprachen, aber keine richtig"; Zitat eines Luxemburgers). Wobei ich recht skurril finde, dass im Luxemburger Wort, einer deutschsprachigen Zeitung, die auf den Startnummern Werbung machte, alle Annoncen in Französisch gehalten waren. Jedenfalls stellten die Mitglieder des M.G.C. Ro' de Le'w Lëtzebuerg unter Beweis, dass auch mit wenigen Leuten eine tolle Leistung geboten werden kann. (So wie die Luxemburg als gesamtes eine tolle Leistung bietet: Das gerade mal 167st größte Land der Welt (von 194) gilt als das 3.reichste - und das merkt man spätestens wenn man Essen geht).

12 Spieler

Kurz vor 8 Uhr: Versammlung neben der Anlage. Wer fehlt: Bube…(zu seiner Ehrenrettung muss man allerdings sagen, dass das nur an einem der beiden Tage der Fall war - in 50 % der Fälle war er also durchaus pünktlich). Nachdem sich auch Walter eingefunden hat, erfolgt die Ansprache vom Teamchef. Und diese fällt kurz und bündig aus, so quasi "spielts gscheit, ihr könnt's es ja". Damit sind alle entlassen und schwärmen nach dem obligaten Abklatschen und Gut-Schlag-Wünschen in diverse Richtungen davon: Richtung Kaffee, Richtung Zelt zum Aufwärmen, Richtung Start, Richtung Betreuung,… Und los geht's: Die Startreihenfolge bleibt ein Rätsel: Es geht - für mich wider Erwarten - nicht Mannschaftsspieler gegen Mannschaftsspieler, es wird auch nicht getrennt nach Kategorien, sondern kunterbunt durcheinander gespielt (find' ich persönlich eh viel besser). Österreich tritt als einzige Nation mit drei Mannschaften an, wobei insgesamt überhaupt nur acht Teams an den Start gehen. Am eigentümlichsten mutet dabei Deutschland an, das zwar mit mindestens 10 Spielern vor Ort ist und einen Kaderlehrgang abhält, aber nur mit einer Mannschaft (angeblich aus Kostengründen?!) antritt. Eigentlich schade, dass das Interesse an so einem Bewerb, der immerhin als Standortbestimmung für den größten internationalen Bewerb der Senioren angesehen werden kann, tendenziell immer weniger Zuspruch findet. 12 österreichische Spielerinnen und Spieler geben also ab nun ihr Bestes und das ist überwiegend sehr gut, manches sogar richtig pipifein. Als Beobachter gefällt mir besonders der Zusammenhalt zwischen unseren SpielerInnen. Immer wieder wird auch geschaut, wie es den Kameraden davor, dahinter oder wo man halt gerade hinsieht, geht und jubelt gemeinsam über das Ass oder den guten Schlag. Und das kommt völlig ehrlich rüber. Kein Neid, weil der- oder diejenige besser spielen könnte als man selbst, sondern eine geschlossene Einheit, die mehr ist als die Summe der Einzelspieler. Und aus den Kommentaren der Mitbewerber kann ich entnehmen, dass denen das auch nicht entgeht. Bewahrt euch das! Auch wenn wahrscheinlich nicht jeder die Leistung bringen konnte, die er sich vorgenommen oder erwartet hat, hat er durch sein Mitfiebern vielleicht einem Kollegen den einen oder andern Punkt erspart. Und so soll es schließlich sein: Einer für alle, alle für einen!

12 Spieler

Der Austragungsmodus - Punktevergabe pro Vorrunde - sorgt zwar für Spannung, hat aber diesmal Österreich 3 schlechter aussehen lassen als es war. Oft nur um einen Punkt geschlagen, landet die Mannschaft in der Gruppe B auf Platz 3. In Gruppe A wären sie locker auf Platz 2 gelandet und in Gruppe B - wäre auf Gesamtscore gespielt worden - ebenfalls locker auf Platz 2. Aber was soll's (der Hätti-Wari fährt ja auch nicht mehr in der Formel 1), so ist halt das System und vielleicht läuft es ein anderes Mal zu unseren Gunsten.

12 Spieler

Das Startkommando um 8 Uhr bedeutet aber vor allem für unsere Betreuer Wex und Heinz "auf zur Arbeit". Ab nun gibt es für sie keine Pause mehr - oder zumindest nehmen sie sich keine. Und wenn sie doch mal kurz raus müssen, um die Toilette aufzusuchen oder eine Kleinigkeit zu essen, so sieht man sie raschen Schrittes davon- und wieder zurückeilen, um nur ja niemanden warten zu lassen und rechtzeitig da zu sein, wenn der nächste Österreicher auf einer von ihnen betreuten Bahn einen Schlag machen möchte. Und bei 12 (Ö) aus rund 40 (gesamt) spricht das eigentlich schon für Lauftempo… (Falls mal ein Bewerb im Rekordpinkeln stattfinden sollte, habt ihr jetzt alle Chancen).

12 Spieler

Unermüdlich hat Heinz Bälle präpariert (immerhin für drei Bahnen: Brücke, stumpfe Kegel, Blitz) sowie Schatten und Zuspruch gespendet. Am liebsten waren ihm aber die Abklatscher nach einem gelungenen Schlag - die Freude hat man richtig gespürt, der Grinser im sonst so konzentriert beobachtenden Gesicht der Beweis dafür. Und öfters hätte er sich teilen müssen, weil der eine gerade den Brückenball, der andere zuerst Schatten, dann Zuspruch auf der Passage (die Bahn war wirklich ungut!) und der Dritte den genauen Anspielpunkt am Blitz gebraucht hat. Aber Heinz bewahrt die Ruhe - zumindest wirkt er so nach außen - und meistert auch diese Situationen, indem er dirigiert ("Zeit lassen") und delegiert ("Ingrid kannst du bitte…"). Diese Ruhe überträgt sich auch auf die - ohnedies routinierten - SpielerInnen und vermittelt immer "lasst mich nur machen, ich hab' die Situation im Griff".

12 Spieler

Wex, der Mann mit dem Heizkoffer, hätte sich in diesen wohl das eine oder andere Mal gerne hinein gesetzt, weil er nun wirklich am kältesten Punkt Luxemburgs seinen Dienst versehen hat. In dem von ihm betreuten Eck (liegende und stehende Schleife) kam am allerspätesten die Sonne und ich glaube, er war froh, wenn mal gerade kein Österreicher im Anmarsch war und er zum Jubeln zu den etwas wärmeren Gefilden aufbrechen durfte. Die Vorzüge des Heizkoffers kann einem Wex im Detail erklären, auch was wann und wie funktioniert - man merkt also sofort: Der Mann kennt sich aus. (Schließlich testet er das Gerät ja auch öfters in seinem Heimatland um für etwaige Nationalteambetreuungseinsätze optimal gerüstet zu sein). Die Ballpräparation für die stehende Schleife gehört ohnedies - insbesondere bei diesen Temperaturen - zu den anspruchsvollsten Aufgaben, die man als Betreuer übernehmen kann - und vermutlich auch zu den undankbarsten: Weil nämlich jeder, wirklich jeder Spieler den Ball anders spielt. Der eine langsam, der andere schnell, der eine spielt ihn links ein, der andere rechts usw. Wie sollst du da als Betreuer wissen, ob der Ball gepasst hat oder doch um ein Zehntelgrad wärmer oder kälter gemacht werden sollte? Und es hilft dir nicht einmal, wenn du dir merkst, welchen Schlag die Spieler ausgepackt haben, weil in der nächsten Runde kommen sie mit Garantie mit einem anderen daher… Aber Wex hat das alles mit stoischer Ruhe hingenommen, sehr selbstkritisch über die getroffene Temperaturwahl reflektiert, aber den Spielern auch offene Rückmeldung über ihren Schlag gegeben. Und die haben das auch honoriert. Zumindest habe ich niemanden maulen (oder wenn, dann nur ganz leise), sondern nur großes Lob aussprechen hören. Und durch die ehrliche selbstkritische Art haben die Spieler - wenngleich manchmal widerwillig - auch die Kritik an ihrem Schlag annehmen können. Beim Abklatschen habe ich außerdem das Gefühl gehabt, Wex ist so überzeugt von unseren Spielern, dass das Ass jetzt eh klar war,… und mit Gefühlen zeigen haben's die Tiroler ja ohnedies nicht so.

Teamchef Horst war gewohnt souverän am Platz unterwegs, kritische Blicke dahin und dorthin werfend und immer alle und alles unter Kontrolle haltend. Kein Ass, aber auch kein Fehlschlag entging seiner Beobachtung, verursachte aber unmittelbar keinerlei Kommentar. Nur am wohlwollenden, anerkennenden Nicken und kurzen "Ja" war seine Zufriedenheit mit der gezeigten Leistung abzulesen. Erwähnt werden soll aber auch noch, dass er sich - Teamchef hin oder her - für nichts zu schade war und höchstpersönlich für das leibliche Wohl der Spieler und Betreuer (und des Fans) gesorgt hat. Die Zusammensetzung zielte wohl hauptsächlich auf das seelische Befinden der Spieler, ob es allerdings auch einer ernährungswissenschaftlichen Prüfung Stand gehalten hätte lassen wir mal dahingestellt.

Zum Abschluss noch ein Wort zum Ausgang des Bewerbs: Auch wenn die direkten Begegnungen (zu) oft gegen Österreich ausgegangen sind, war das Ergebnis mit einem Sieg von Mannschaft 2 und dem zweitbesten Score von Elsa Kammerer ein äußerst erfreuliches.
Und so wird in Zukunft ein mancher, wenn er RTL sieht oder hört, mit Freude an das Petrustal zurück denken - oder habt ihr nicht gewusst, dass RTL bereits 1931 als Radio Luxemburg gegründet wurde ;-))

Verfasser: Ingrid Szeiler

Das Finale der Oberösterreichischen Bahnengolf Freiluftlandesmeisterschaft 2011/2012 fand am Sonntag den 17.06.2012 auf der wunderschönen Betonanlage in Steyr-Münichholz statt.


Verfasser: walter.harris

Mit einigen Abstand nach einer berufsmäßig sehr fordernden Zeit und einer anschließenden heftigen Grippe kann ich gerne "Berichten".


Verfasser: walter.harris

Die Wiener Mannschaften dominierte die Allgemeine Klasse beim Bundesländercup 2012 in Eferding, aber was bei den Herren um Platz 2 geliefert wurde, das verdient das Prädikat „Besonders spannend!”.


Verfasser: walter.harris

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