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"Nach 2006 hätte ich aufhören sollen"


Kategorie: Player
Datum: 20.12.2008

Player

Die Teamchef-Ära von Bernd Schaller ist mit Dezember 2008 zu Ende gegangen. Nachfünf Großbewerben ist für den Vorarlberger Schluss. Im BgInfo-Gespräch blickt er auf vier intensive Jahre mit einigen Höhen, aber auch vielen Tiefen zurück.

Kommentar: Ein Teamchef mit Ecken und Kanten - von Robert Konrad

BgInfo: Bernd, du warst beim diesjährigen Verbandstag nicht anwesend. Scheidest du im Schlechten aus deinem Amt als Bundessportwart?
Bernd Schaller: Nein, ich scheide nicht im schlechten als Bundessportwart aus! Mein Nichterscheinen hat mit der Krankheit unseres Jüngsten zu tun. Es war mir ein großes Anliegen, anständig abzutreten. Und dazu gehört es auch, dass man beim Verbandstag dabei ist.

Du wolltest eigentlich schon vergangenes Jahr aufhören - der Präsident hat dich aber zu einem weiteren Jahr überreden können. Bereust du diese Entscheidung nach dem enttäuschenden letzten Jahr?
Der Präsident musste mich nicht überreden. Es war mir damals sehr schnell klar, dass es keine gute Lösung für eine Nachfolge gab und ich konnte nach kurzer Zeit meine persönliche Situation auch besser abschätzen, doch noch ein Jahr anzuhängen.

Wo gut ist Österreichs Allgemeine Klasse derzeit?
Bei den Damen haben wir mit Gruber und Berger-Rella zwei absolute Top Spielerinnen. Hier fehlen also „nur” zwei Spielerinnen, die internationales Top 10 bis 15 Niveau haben, um mit der Mannschaft um Gold mitspielen zu können. Leider hat in diesem Jahr keine Spielerin diese Klasse besessen. Eine Hackl Andrea aber auch andere Damen haben durchaus das Potential, um in Zukunft die Lücke wieder zu schließen.
Bei den Herren sieht es etwas anders aus. Zu Deutschland und Schweden fehlt derzeit schon viel. Qualität, Quantität sind derzeit bei weitem nicht ausreichend. Mit der Schweiz kann man aber jederzeit um Bronze mitspielen.

Du hast zu Beginn deiner Amtszeit 2004 stark auf Teamgeist und neue, zusätzliche Trainingsmethoden gesetzt. Mit Erfolg?
Zu Beginn wurde sehr vieles umgesetzt. Und der Erfolg stellte sich in kürzester Zeit ein. 2004 und 2005 holten wir 2 Mal Silber und 2 Mal Bronze mit den Mannschaften. Vor allem 2005 in Steyr waren wir nur ganz wenig hinter der absoluten Spitze. In kürzester Zeit haben wir den Abstand aufgeholt. Leider wurde nach Steyr nicht mehr mit dieser Intensität und Zielstrebigkeit gearbeitet. Diese Kritik gilt für mich genauso wie für die Sportler.

Apropos Heim-WM: Wie bewertest du diese, drei Jahre danach?
Wie schon beschrieben haben wir hier perfekt gearbeitet. Nicht nur die Qualität der Aktiven sondern vor allem die Anzahl an Top-Spielern war unglaublich. Das war das erste mal, wo Österreich bei den Damen und Herren zwei Mannschaften mit echten Gold-Chancen an den Start brachte. Das war nicht nur einigen Neuerungen von meiner Seite zu verdanken, sondern vor allem dem unglaublichen Engagement aller Kaderspieler.

Schwieriges Jahr: Nach der enttäuschenden EM in Tampere/FIN war endgültig Schluss

Danach gab es zwar schöne Einzelerfolge, aber in den Mannschaften lief es nicht mehr so gut. Woran lag das?
Das Nachlassen von meiner Seite, aber vor allem das Nachlassen der Aktiven war dafür ausschlaggebend. Positive Ausnahmen gab es natürlich immer!

Welche Fehler hast du in deiner Amtszeit gemacht?
Einige! Wo gearbeitet wird, werden Fehler gemacht. Ein sehr großer war, dass ich nach 2006 (Holland) aufhören hätte sollen. Da war schon klar, dass ich nicht mehr den inneren Antrieb habe, mich nicht mehr so motivieren kann, um dieses Amt entsprechend auszuüben. Es bedarf mehr, als nur bei dem Großereignis 100 Prozent zu geben. Wie die Sportler, ist auch der Teamchef vor allem in der gesamten Vorbereitungsphase (Jan. bis August) gefordert!

Was waren deine persönlichen Höhepunktein diesen vier Jahren?
Die Leistungen der Mannschaften in Steyr! Und die beiden Goldmedaillen von Heinz Weber und Lisa Gruber! Da denke ich heute noch mit einem unglaublich schönen Gefühl zurück.

Was war ein Tiefpunkt?
Freitag und Samstag (August 2007) in Italien bei der WM-Entscheidung. Am Freitag, als wir die Damengoldmedaille (Team) verloren haben, weil wir keine Mannschaft waren. Die Damen auf dem Platz kämpften toll, agierten aber teilweise sehr glücklos. Die Herren von Deutschland peitschten ihre Ladys zum Sieg. Unsere unterhielten sich gemütlich unterm Baum über ihr Unglück, Bronze nicht gewonnen zu haben! (Es gab natürlich auch hier Ausnahmen!) Am Samstag, während Gruber Lisa um Gold im Einzel kämpfte, waren auch einigen nicht daran interessiert, sie dabei von außen zu unterstützen. Da wusste ich, dass meine Botschaften bei zu vielen nie angekommen sind.

Wie geht es persönlich mit dir weiter? Wird man Bernd Schaller in Zukunft wieder als Spieler auf den Minigolfanlagen sehen?
Im Moment gibt es diesbezüglich keine Pläne. Ausschließen will ich aber auch nichts.

Christian Gobetz folgt dir als Bundessportwart nach. Er hat anklingen lassen, als spielender Teamchef agieren zu wollen. Was hältst du davon?
Ich nehme es mir nicht heraus, diese Entscheidung zu kommentieren. Eines vielleicht: Es wäre ein großer Verlust ihn als Spieler zu verlieren!

Danke für das Gespräch

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Kommentar: Ein Teamchef mit Ecken und Kanten

© Fotos 2 und 3: 1.MGC Gänserndorf

Von Robert Konrad

Den ersten Kontakt auf internationaler Ebene mit Bernd hatte ich 2003 beim NC in Bad Münder. Für mich war er damals ein Vorbild, da er in der Deutschen Bundesliga sehr erfolgreich Bahnengolf auf hohem Niveau gespielt hat.
Bei der WM 2003 in Bad Münder kristallisierte sich heraus, dass Bernd für den Teamchefposten ein geeigneter Kandidat wäre. Wirkte der damalige Teamchef überfordert, so hörte das Team auf die Ratschläge und Kommandos von Bernd.

Und so kam es schließlich, dass beim Verbandstag im Dezember 2003 Bernd als neuer Teamchef präsentiert wurde. Ehrgeizige und vor allem auf den Teamgeist zugeschnitte Ziele prägten seine Anfangsphase. Er selbst hat sich für das Team als Spieler „aufgeopfert” und genau diese Einstellung hat er nun versucht uns beizubringen. Er selbst wechselte wieder in die Österreichische Bundesliga, um seine Schützlinge im Auge halten zu können.

Es folgten eine Reihe von gut organisierten Kaderlehrgängen, das erste Kennenlernen mit Bernd als Teamchef und schließlich der erste internationale Großbewerb unter seiner Leitung beim Nationencup 2004 in Timisoara (ROM).
Nicht nur Mannschaftsgeist, sondern auch Fitness und mentale Arbeit standen im Programm von Bernd. Ich persönlich war von seinem Engagement begeistert, vieles konnte man von ihm lernen.

Schicksalsjahr - Die wohl größte Aufgabe bekam er mit der Heim WM 2005 in Steyr. Dementsprechend groß und professionell war auch die Vorbereitung auf diesen Bewerb. Einige österreichische Topspieler mussten dieser Belastung und auch Bernds teils harten Qualifikationskriterien Tribut zollen. Bernd selbst wollte als spielender Teamchef nochmal ins Geschehen einsteigen; diese Kombination funktionierte allerdings nicht und er beschloss dem Team weiter uneingeschränkt als Teamchef zur Verfügung zu stehen.
Durch seine Arbeit waren Österreichs Nationalteams wieder in den Medaillenrängen etabliert, der gewünschte und auch verdiente große Erfolg blieb jedoch aus.

Arbeitsbedingt schraubte Bernd sein Engagement ab 2006 herunter.
Kaderlehrgänge und die Vorbereitung auf Großbewerbe gingen etwas zurück.
Anfangs konnte man noch aus der Arbeit der Vorjahre zehren. Am Schluss schienen die Mängel, die das Nationalteam aufwies, schon zu groß zu sein, um mannschaftlich erfolgreich sein zu können. Sein Rücktritt war die Konsequenz.

Für mich ist eines mit Sicherheit klar: Bernd Schaller, mit der entsprechenden Zeit und dem entsprechenden Aufwand, ist der perfekte Teamchef für Österreichs Nationalmannschaft.


Verfasser: Philipp Albrechtsberger


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