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Erfolgreicher Teamgeist


Kategorie: Bewerbe
Datum: 06.09.2009

Bewerbe

Erstmals seit sieben Jahren (Bad Münder 2002) holen Österreichs Jugendauswahlen bei einem internationalen Großbewerb zwei Mannschaftsmedaillen. Bei der Jugend-EM in Waldshut gab es zudem zwei Einzelmedaillen für Rot-Weiß-Rot.

Das spezielle an dieser Europameisterschaft war sicher, dass es zwei Heimmannschaften gab. Warum? Ganz einfach, weil Waldshut genau an der Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz direkt am Rhein liegt und es damit die Anreise für die Schweizer großteils kürzer war als für die eigentlichen Heimspieler aus Deutschland.
Eines war jedoch schon klar bevor wir auch nur die Anlage betreten konnten. Beide Heimmannschaften haben diesen Vorteil sehr gut ausgenutzt. Schon ein komisches Gefühl, wenn man zehn Tage vor den Bewerb das erste mal die Anlage betrachtet und diese zwei Nationen gerade eine Mannschaftsrunde spielen. Aber hätten wir das nicht genau so gemacht?!

Na wie auch immer. Hannes meinte einfach nur "Die sind beim Bewerb dann sicher übertrainiert" und so etwas in diese Richtung dachte ich mir auch. Acht Tage Training reichen allemal solange das Wetter passt.

Die Anlagen
Charakter ist nicht nur beim Menschen etwas, was er erst mit einem gewissen Alter bekommt. Das ist bei Minigolfanlagen nicht viel anders. Echt erfrischend: Einmal nicht dieser Kaufmann-Anlagen-Einheitsbrei, sondern mal wieder eine sicher 40 Jahre alte Beton-Anlage, die zudem noch direkt neben dem Rhein liegt und in dieser langen Zeit sicher schon des öfteren mal überflutet war.
Ja so alte Anlagen haben halt mal Ihren eigenen Willen (starke Gefälle, zu hohe/niedrige und teils verbogene/lockere Banden) und so müssen sich halt auch die Bälle, Linien als auch die Spieler darauf einstellen. Auch die Miniaturanlage hat schon Ihre Jahre auf dem Buckel und stand dem Betonplatz um fast nichts nach.

Die Ausgangssituation
Deutschland war der große Favorit. Jeder erwartete zwei mal Gold bei den Mannschaften von Ihnen und das merkte man auch vom ersten Trainingstag an. Ihr ganzes Auftreten, von den Spielern bis hin zu den Betreuern, war gezeichnet von diesem Vorhaben. Dann die Schweizer. Gibt es so etwas wie einen Heimvorteil? Wie viel stärker macht dieser ein Team? Reicht es für eine Medaille? Ganz vorne auf der Rechnung waren sicher auch die Schweden, welche ganz cool erst am Freitag in das Training einstiegen. Schon zwei Tage später konnte man gut beobachten, dass die Schweden alle mal auch für Deutschland eine Bedrohung sein können.

Und was war mit uns Österreichern? Auf Minigolf lief es im Training echt top! Klar war nicht alles perfekt gespielt und auch die Linien und Bälle wurden von Tag zu Tag noch weiter verbessert, aber dennoch: Von der ersten Runde an Top-Ergebnisse. Immer unter 30 Schnitt mit zum Teil extrem tiefen Runden. Anders jedoch auf Miniatur: Dort wollte es einfach nicht so richtig laufen (mit Ausnahme von Karin Heschl). Erstens weil immer wieder zu viele Fehler auf den "leichteren" Bahnen gemacht wurden und zweitens weil auch auf den anspruchsvolleren Bahnen keine überragenden Leistungen gebracht wurden.
Es war aber sicher nicht fehlende Technik, denn in dieser Hinsicht war der Platz überhaupt nicht fordernd. Meiner Ansicht nach war es eher die fehlende Genauigkeit bei den ganz normalen Schlägen (z.B. Pyramiden, Stumpfe, Geradschlag). Zudem konnte man auch immer wieder Folgefehler beobachten. Dennoch alles in allem zusammengerechten musste man uns nach dem in Training gezeigten Leistungen auf alle Fälle zu jenen Nationen zählen, die um die Medaillen kämpfen w�rden.

Der Mannschaftsbewerb
"...und wenn Ihr woit's a gonz allan, I am from Austria" und ein Hannes mit ganz heißerer Stimme nach dem er sich die Seele aus den Leib gebrüllt hat. Dazu noch diese ganz besondere Anspannung, die man hat bevor man die ersten Schläge bei einem so wichtigen Bewerb macht. All das sind die Gründe warum man sich auch noch nach Jahren an diese Momente erinnern kann, als ob sie erst gestern gewesen sind. Bei der Jugend ist dies immer etwas ganz besonderes und in dieser Form bei der Allgemeine Klasse wohl nie möglich.

Nun aber zum eigentlichen Bewerb. Bei den Mädchen war es vom Anfang an ein knappes Rennen. Deutschland, Schweden, Tschechien und wir lagen immer in etwa gleich auf. Wobei die Tschechen und die Deutschen den besseren ersten Tag erwischten und nach den ersten drei Runden ein wenig vor uns und den Schweden lagen. Nach zwei Tagen, also vor der letzten Doppelrunde, lagen unsere Mädchen an der zweiten Stelle einen Schlag vor den Tschechinnen und acht Schläge vor Schweden. Die Schweizerinnen konnten vom Anfang an nicht ganz mithalten und waren zu diesem Zeitpunkt schon aus den Medaillenrennen.

Zu den Burschen: Der Anfang war schon etwas komisch. Mit einer eher schlechteren Betonrunde, zumindest bezogen auf die Trainingsergebnisse, gleich mal in Führung zu liegen, dass ist schon mal ein Start, mit dem man sehr gut leben kann. Die Freude währte aber nur sehr kurz, denn in der ersten Miniaturrunde nahmen uns die Deutschen gleich mal 15 Schläge, Schweden zwölf und die Schweizer zehn.

So richtig dick kam es aber erst am zweiten Tag. Runde vier auf Eternit war keine feine Sache. Mit einem Schnitt von über 24 verloren wir speziell auf Schweden und die Schweiz sehr viel an Boden und wurden sogar von Italien überholt. Die zweite Miniaturrunde an diesem Tag war die Rettung in letzter Sekunde. Ich weiß ja nicht wie Sie es geschafft haben, aber 129 ist schon sehr stark auf dieser Anlage. Vor der alles entscheidenden Doppelrunde waren wir damit nur noch vier Schläge hinter den Eidgenossen.

Am Abend bei der Besprechung lag eine menge Spannung in der Luft! Jeder wollte die Mannschaftsmedaillen und jeder wusste auch ganz genau, dass man sie erreichen kann. So beschworen wir noch alle zusammen unseren Mannschaftsgeist, welcher sich in der Form eines Balles materialisiert hatte.

Das Mannschaftsfinale
Mit einer 85er-Betonrunde zogen die Schwedinnen wieder mit unsere Mannschaft gleich. Die Tschechinnen verloren sogar noch etwas an Boden. Vor der letzten Runde auf Miniatur war also noch immer alles offen. Die drei Setz 1 von Schweden, Tschechien und Österreich spielten allesamt 24. Interessanter waren da schon die Setz 2. Da konnte Lara der Schwedin Lina Liljegren ganze sieben Schläge abnehmen. Dass sich einen solchen Vorsprung Karin nicht mehr abnehmen lässt, kann man sich Vorstellen. Hannes tauschte dann noch Bianca auf der letzten Bahn ein und so war es Ihr Putt am Blitz der die Silbermedaille hinter Deutschland und vor Schweden sicherte.

Bei den Burschen war zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal alle Setz in die letzte Runde gegangen. Die Burschen hatten ja am Morgen auf Miniatur begonnen. Man sollte schon noch einmal sagen, dass wir den 21,5 Schnitt von der letzten Runde am Vortag im ganzen Training nie zusammen gebracht hatten. Dennoch wusste jeder der Burschen, dass Sie noch so eine Runde für die Bronzemedaille brauchen würden. Marc spielt eine stark e 20. Auch Mathias, immer ein Sorgenkind, spielte eine sehr gute Runde und hat sich seine 19 voll verdient! Noch eine 20 von Daniel und drei grüne Runden von den anderen drei. Die Schweizer spielten 137 und waren damit nur noch einen einzigen Schlag vor uns!
Na dann mal auf zur Schlussrunde auf Beton - unser System! Ich sag nur, dass 28 die schlechteste Mannschaftsrunde war. Es war ein Genuss, dass mit anzusehen (und zu Filmen). Wie bei den Mädchen durfte auch bei den Burschen der Ersatzspieler Simon den entscheidenden Schlag zur Bronzemedaille machen.

Aber eines sollte man hier nicht verschweigen. Bei den Burschen entwickelte sich ein packender Kampf um die Goldmedaille. Deutschland spürte wohl doch den Druck der Schweden und spielte mit 140 eine schlechte Miniaturrunde. Das ermöglichte es den Schweden vor der letzten Runde mit den Deutschen gleich zu ziehen. Es entwickelte sich ein packender Kampf auf hohem Niveau. Schließlich hatten die Gastgeber den längeren Atem und holten Gold.

Die Analyse
Diesmal fange ich mal mit den Burschen an. Bei den Burschen einfach nicht mehr drinnen als der dritte Platz. Auf Minigolf lagen die Leistungen sicher ein wenig unter den Möglichkeiten. Aber auch wenn man da besser gespielt hätte, für mehr als den dritten Platz hätte es trotzdem nicht gereicht. Schweden und Deutschland sind im Moment einfach die besseren Mannschaften und wenn nicht auch spielerisch, dann zumindest im Kopf. Das hat man besonders auf Miniatur gemerkt und besonders dann wenn es mal nicht so gut gelaufen ist.

Bei den Mädchen wäre die Goldene in Reichweite gewesen. Vor allem wenn man die hervorragende Leistung von Lara mit einrechnet. Alle Mannschaften wahren nicht ganz Sattelfest - auch die Deutschen! Es gab da so einige Situationen im Bewerb wo wir die Möglichkeit gehabt hätten den Deutschen auf die Pelle zu rücken. Keine Frage, bei den Mädchen gehört Österreich (wieder) zu den Besten.

Das K.o.-Finale
Von Montag an war der Wetterbericht für Samstag immer derselbe: Regen. Den ganzen Tag. Ist eben schade, wenn man am Freitag um die Mittagszeit mit dem Bewerb fertig ist und man schon absehen kann, dass man am Samstag den Einzelbewerb wohl nie zu Ende spielen werden kann.

Zur Verwunderung aller konnten wir den Bewerb am Samstag trocken starten. Drei unserer Burschen überstanden die erste Runde. Also auf zur zweiten K.o.-Runde. Nun durften auch Karin und Lara in den Bewerb miteinsteigen. Aber mit der zweiten Runde kam auch der Regen. Als nur noch einige Paarungen am Platz waren musste dann unterbrochen werden. Von uns Österreichern erwischte es nur noch Lara, die noch Bahn 2 zu spielen hatte. Alle anderen waren mit Ihrer Runde schon fertig. Die Burschen verloren leider all Ihre Duelle. Karin setzte sich hingegen relativ sicher gegen die Titelverteidigerin Madara Kirsa (Lettland) durch.

Fast alle der Anwärter auf Medaillen hatten diese zweite Runde eben noch nicht beendet. Mit jeder Minute die verging wurde also immer klarer, dass diese paar verbleibenden Bahnen sehr viel Einfluss auf die Vergabe der Medaillen haben werden. So rund um zwei Uhr, dann eine kurze Regenpause. "Betreuer auf die Bahnen!" Aber bevor man auch nur die noch zu bespielenden Bahnen auftrocknen konnte begann auch schon wieder der Regen. Dennoch, wie schon angekündigt, diese zweite Runde wurde fertig gespielt. Der Platz war offen und daher bevölkerten jede Bahn mehr als zehn Leute mit Schirmen und Handtüchern. Echt ein lustiges Bild.

Wie schon gesagt, Lara hatte noch die Bahn zwei zu spielen und lag mit einem Punkt in Führung. Sie spielte vor, konnte aber leider auch auf Grund der Nässe kein Ass machen. Ihrer Gegnerin Lina Liljegren erging es aber genau gleich und so brachte sie ihren knappen Vorsprung in Ziel. Ab jetzt hatten unsere Leute Ihre Schuldigkeit getan. Karin lag zu diesem Zeitpunkt auf den zweiten Platz und Lara war schon vierte, da fast parallel zu Ihren Schlag Mia Paavola (14. nach der Vorrunde) die vierte Jana Nakladalova aus dem Rennen warf.

Das entscheidende Duell um den Europameistertitel war aber das der jungen Tschechin Olivia Prokopova (welche als 16 der Vorrunde noch gerade so in das K.o.-Finale gerutscht war) gegen die führende Deutsche Anne Hempel. Da es nach 18 Bahnen 5:5 stand, ging dieses Duell in ein Stechen. Bahn eins auf Beton brachte auch keine Entscheidung und so ging es auf die Zweier. Da dort einige von uns noch mit Schirmen und Handtüchern Standen, durften wir das Fernduell um Gold live miterleben. Anne musste vorlegen: Sie machte einen sehr guten Schlag, traf den Ziegel, der Ball rollte auch wie geplant Richtung Loch, dürfte aber doch für die nassen Verhältnisse zu leicht gewesen sein und bog kurz vor dem Loch ab. Nun Olivia: Auch Sie traf die Linie sehr gut, spielte aber auch das Tempo vom Trockenen. So rollte auch ihr Ball in Richtung Loch, wurde immer langsamer und langsamer, kippte dann aber doch mit der letzten Kraft ins Loch.

Damit war Karin schon sicher Europameisterin und Lara schon auf dem dritten Platz. So richtig feiern wollte aber zu diesem Zeitpunkt noch niemand, denn der Bewerb sollte noch weitere zwei Stunden dauern. Erst dann kam nämlich die Durchsage, dass nicht mehr gespielt wird und damit das obig beschriebene Resultat auch in den Siegerlisten dieser EM notiert werden konnte.

Einmal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze. Das kann sich alle mal sehen lassen. Dazu die gute Stimmung, eine große Menge Spaß, viele Emotionen, einige Enttäuschungen, viel mehr Kampfgeist und das über sich Hinauswachsen, unbändiger Mannschaftsgeist. Kein "dabei sein ist alles", sondern eben sehr viel mehr.

Die Abschlussfeier war lang, die Siegerehrung feierlich und auch das Feiern danach war der EM und den Ergebnissen würdig. So standen - auf mehr oder weniger wackligen Beinen - am Sonntagmorgen stolze Österreicher am Rand des Rheins und entließen den Mannschaftsgeist in die wohl verdiente Freiheit.


Verfasser: Rupert Westenthaler

Das Finale der Oberösterreichischen Bahnengolf Freiluftlandesmeisterschaft 2011/2012 fand am Sonntag den 17.06.2012 auf der wunderschönen Betonanlage in Steyr-Münichholz statt.


Verfasser: walter.harris

Mit einigen Abstand nach einer berufsmäßig sehr fordernden Zeit und einer anschließenden heftigen Grippe kann ich gerne "Berichten".


Verfasser: walter.harris

Die Wiener Mannschaften dominierte die Allgemeine Klasse beim Bundesländercup 2012 in Eferding, aber was bei den Herren um Platz 2 geliefert wurde, das verdient das Prädikat „Besonders spannend!”.


Verfasser: walter.harris

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